Aus Sonnenlicht wird Kunst
Die Medienfassade des Novartis Pavillon nützt organische Photovoltaik. Die in sie eingelassenen LEDs verbrauchen nur den auf der Fassade generierten Strom und zeigen eigens entwickelte Medienkunst.
Eine hochintelligente Nutzung von Technologie, Architektur und Lighting Design.Jury Statement iF Design Award 2023
Der Novartis Pavillon
Im Frühling 2022 eröffnet der neue Pavillon auf dem Novartis Campus in Basel, wo u.a. eine multimediale Ausstellung Errungenschaften und Potenziale der Life Sciences erlebbar macht. Der direkt am Rhein gelegene Bau des Architekten Michele de Lucchi wird als öffentlicher Ort zum Verbindungspunkt zwischen Konzern und Bevölkerung, Firmenareal und städtischem Raum.
Struktur der Medienfassade
Der prominent gelegene Pavillon ist von einer semitransparenten Medienfassade überzogen, die iart gemeinsam mit den Architekten entwickelte. Sie besteht aus insgesamt 10'000 rautenförmigen organischen Photovoltaikpaneelen und 30’000 in sie eingelassenen LEDs. Sie leuchten nicht nur nach aussen, sondern auch in Richtung der darunterliegenden Metallhülle, die das Licht ihrerseits reflektiert. Nicht zuletzt ist die Teiltransparenz der Photovoltaikschicht entscheidend, denn nur ihretwegen schillert das Licht nicht nur über sondern auch durch die Gebäudehülle.
Diese technologische Fassade ist etwas völlig Neues im Feld der Architektur. Sie gibt dem Gebäude unzählige Möglichkeiten, sich auszudrücken.Nicholas Bewick, Art Director for Architecture AMDL Circle
Kunst am Bau
Die Charakteristika der Medienfassade werden von den Künstlerinnen und Künstlern Daniel Canogar, Esther Hunziker und dem Duo Semiconductor für ihre Werke genutzt. Sie wurden vom HEK – Haus für elektronische Künste, Basel – ausgewählt. Inspiriert sind die Bespielungen von Prozessen im menschlichen Körper. Dies ist kein Zufall, denn die Form des runden Pavillons wurde ausgehend von der amorphen Form einer menschlichen Zelle entwickelt. Der Pavillon zeigt also «Kunst am Bau» in einer völlig neuen, nämlich der eigenen Form. Diese täglich nach Sonnenuntergang gezeigten Bespielungen werden zu Events mit spezifischen Animationen ergänzt. Tagsüber zeigt die Fassade eine schlichte Bespielung mit bewegter Schrift.
Technische Fakten
- Fassadenfläche: 2‘471 m2
- Davon aktive OPV-Fläche: 1‘333 m2
- 10‘680 Organische Photovoltaik-Solarmodule
- 15’120 doppelseitige LED-Leuchten, 30’240 LEDs insgesamt
- 22‘536 Rohrelemente für Tragwerk
- 11‘608 Knotenelemente
Eine faszinierende, in die Zukunft weisende Interpretation der wissenschaftlich orientierten Novartis-Welt.Jury German Design Award 2023
Die Solartechnologie
Der Einsatz der organischen Photovoltaikzellen (OPV) ist zukunftsweisend (siehe auch unser NEXT-Artikel!). Dank ihnen wird die Medien- zur Nullenergie-Fassade. Denn sie produzieren den für die Lichtspiele benötigten Strom gleich selbst. Darüber hinaus haben OPV eine Reihe von Eigenschaften, die sie für den Einsatz am kreisrunden Pavillon interessant machen: Sie können in ganz verschiedenen Grössen und Formen hergestellt werden, sind biegbar und äusserst lichtempfindlich. Deshalb lohnt sich auch eine Verwendung an Stellen, wo Licht nur indirekt auftrifft. So konnte die gesamte Fläche des «donutförmigen» Baukörpers mit Photovoltaik überzogen werden.
Ein echter Meilenstein, wenn es um Medienfassaden geht. Und vor allem Null-Energie-Medienfassaden!Valentin Spiess, Gründer und Verwaltungsratspräsident von iart
Entwicklungsprozess
iart zeichnet verantwortlich für Konzeption, Entwicklung und Umsetzung der gesamten Fassadenkonstruktion. Der Entwicklungsprozess implizierte sowohl das Engineering der tragenden Stahlkonstruktion, die Planung und den Einbau der komplexen Elektronik, die Dimensionierung und Einbettung der Photovoltaikpaneele in die 580 grossen Rhombenelemente, die per Kran auf den Pavillon gehoben wurden, wie auch die Entwicklung des Content Management Systems, mit dem die Künstlerinnen und Künstler ihre Bespielungen zeigen können.
Der Novartis Pavillon zeigt eindrucksvoll, dass Wissenschaft und Design oft Hand in Hand gehen.AZ Awards 2023
Eröffnung
2022
Ort
Basel
Kunde
Novartis
Partner
Michele de Lucchi – AMDL CIRCLEBlaser Architekten
Leistungen
FachplanungPrototypingSystementwicklungSoftwareentwicklungSystemintegrationProzessgestaltungAnforderungsmanagementMechanikentwicklungBetriebKoordinationElektronikentwicklungUnterhaltControllingMedientechnische Planung
Auszeichnungen
XAVER-Award
GoldRed Dot Award
Grand PrixDezeen Awards
Winner: Architectural lighting design of the year 2023
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