Reformierte Ausstellung
Die überarbeitete Dauerausstellung des Musée Internationale de la Réforme in Genf lockt mit neuen medialen und kinetischen Installationen
Kontext
Das Musée Internationale de la Réforme in Genf ist die weltweit einzige säkulare öffentliche Institution, die sich dem Einfluss der Reformation auf Religion, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur verschrieben hat. In einem Palais des 18. Jahrhunderts lädt eine neue Dauerausstellung in 12 Sälen ein, die Geschichte der Reformation durch wertvolle historische Objekte aber auch farbenfrohe audio-visuelle Installationen zu entdecken.
Interaktive Karte
Auf einer animierten Wandprojektion wird die geografische Ausbreitung reformierter Christen über die Jahrhunderte anschaulich. Anekdotisch erscheinen wichtige Ereignisse mit Jahreszahlen, auf einer Weltkarte leuchten jene Länder auf, in denen heute die meisten Protestanten leben und es werden die unterschiedlichen Strömungen – Anglikaner, Méthodisten, Reformierte, Lutheraner – in Prozentzahlen unterschieden. So erhält man in Kürze einen Überblick.
Musikraum in bewegtem Licht
Auch die reformierte Glaubenspraxis ist weltweit von Musik und visueller Kultur geprägt. Das wird in einem kleinen Raum erlebbar, in dem Choräle, Gospel, aber auch spirituelle Popmusik zu hören sind. Durch den Raum bewegen sich aber auch farbige Lichtreflexe aller Art. Ursprung dieses Lichtspiels ist ein Mosaik aus farbigen Glaselementen, die sich vor dem Fenster um drei vertikale und fünf horizontale Achsen drehen.
Komplexes Lichtspiel
Als Lichtquelle dient nicht nur das Tageslicht, sondern auch ein Beamer. Neben weissem und farbigem Licht, wirft er visuelle Muster und figurative Elemente auf die spiegelnden dichroitischen Gläser am Fenster. So entsteht ein komplexes, bewegtes Lichtspiel im Raum. Die Licht-Klang-Installation entwickelt sich dabei in einem Zyklus von acht Minuten von ruhendem Zustand, in dem die Gläser flach liegen, über kleinere Bewegungen zu einem steten, dynamischen Flow und wieder zurück.
Theater der Diskussion
Im Keller befindet sich ein Theater im Miniaturformat, auf dessen Bühne sich animierte historische Figuren aus unterschiedlichen Epochen zu religiösen Topoi wie der Jungfrau Maria unterhalten. Es ist gerahmt von Farbelementen, die das szenografische System der Ausstellung reflektieren, denn jeder der acht Räume ist in eine eigene Farbe getaucht.
Hommage an den friedlichen Protest
Auch im Nebenraum geht es um theatralen Ausdruck, denn auf drei freihängenden Leinwänden werden Szenen verschiedener Proteste gezeigt, die auf politische und soziale Erneuerung zielten. Hier wird also der Gedanke der Reformation über den rein religiösen Kontext hinaus thematisiert. Die Szenen sind historischen Dokumentar- und Spielfilmen, aber auch Nachrichtensendungen entnommen und werden im Format 16:9, 9:16 und 4:3 gezeigt.
Résumé
Die neue Ausstellung des Musée de la Réforme zeigt, wie mit relativ einfachen medialen Mitteln, komplexe sensorische Erlebnisse und informative Räume gestaltet werden können. Der Palais aus dem 18. Jahrhundert, der die Dauerausstellung beherbergt, erstrahlt in neuem Licht.
Eröffnung
2023
Ort
Genf
Kunde
Musée Internationale de la Réforme
Partner
Christ & GantenbeinStudio TovarBálint DoboziBenjamin Weiss
Leistungen
2D/3D-GestaltungFachplanungPrototypingSystementwicklungSoftwareentwicklungMechanikentwicklungKoordinationMedientechnische Planung
Fotos & Video Footage
Fotos von Laurids Jensen. Videos von iart.