Nichts hat System

In der Ausstellung «Nichts» des Museum für Kommunikation erkennt ein System Position und Ausrichtung der Besuchenden und ermöglicht individuelle Erzählungen im Raum

Überblick

Die Ausstellung «Nichts» im Museum für Kommunikation will keine komplizierten philosophischen Fragen stellen, sondern viele alltägliche Momente versammeln, in denen wir – im Kleinen oder Grossen – vor dem «Nichts» stehen. Damit die Besucher:innen in der Vielfalt von Exponaten und Geschichten nicht verloren sind, tragen sie einen Badge. Er steht in ständiger Korrespondenz mit einem digitalen Modell der Ausstellung und weiss so immer, wo Besucher:innen stehen und in welche Richtung sie schauen. Die Aufzeichnung ihres Wegs durch die Ausstellung ermöglicht dabei, ihr Verhalten in die erzählte Geschichte miteinzubeziehen.

Der Badge

Die Herausforderung der Ausstellungsmacher:innen war es, einen Parcours voller Inhalte zu entwickeln, der nicht für alle gleich ist und immer wieder spannende Überraschungen bereithält. Die entwickelte Lösung ermöglicht nun genau das. Denn mit dem Badge, den man sich zu Beginn des Rundgangs umhängen kann, ist nicht nur die Wahl der drei zur Verfügung stehenden Sprachen verbunden. Da er immer weiss, wo Besucher:innen stehen und in welche Richtung sie schauen, werden mit ihm ohne jeden Knopfdruck Medienstationen aktiviert und der bereits absolvierte Weg der Besucher:innen in die Erzählung aufgenommen.

Das System im Hintergrund

Der Badge ist eine neue entwickelte Komponente von iarts Mixed Reality Plattform. Sie ist ein Framework, das den realen Museumsraum mit einem digitalen Modell der Ausstellung verbindet. Die Besucher:innen werden dabei selbst durch einen Avatar verdoppelt, der sich zeitgleich durchs Modell bewegt, während dem sie durch die Ausstellung wandern. Mediale Inhalte (Ton, Video, Licht) sind ebenfalls im digitalen Modell zu finden – und können direkt in den Realraum gespielt werden. Zwischen Museum und digitalem Zwilling werden also unzählige Informationen ausgetauscht, sodass sich vor Ort eine nahtlose Erzählung ergibt.

Das Online-Game

Die Mixed Reality Plattform bietet auch einen spielerischen Zugang zum Museum. Denn das digitale Modell der Ausstellung ist Teil eines eigens entwickelten Online Games. Wer alle Personen findet, die sich momentan gerade in der realen Ausstellung befinden, sammelt Punkte und kann diese wiederum einsetzen, um einen Rave im physischen Museum zu ermöglichen. Sind keine Menschen in der Ausstellung, kann man online verschiedenste Objekte entdecken.

Ausblick

Die für das Museum für Kommunikation entwickelte Lösung weist auf ein zukünftiges Potenzial: Denn Ausstellungen könnten für jede Besucherin und jeden Besucher ein individuelles Erlebnis in Echtzeit generieren. So, wie ein Videogame die Erscheinung der Perspektive für jede Spielerin und jeden Spieler ebenfalls laufend generiert, könnte sich die Informationslandschaft einer Ausstellung in Echtzeit und individuell entfalten. Diese Landschaft könnte mithilfe von künstlicher Intelligenz über die Auswahl vorgefertigter Optionen hinausgehen. Mit dem heutigen Stand der Technik werden solche Szenarien soeben erst denkbar. Wir werden sie Schritt für Schritt entwickelt müssen.

  • Eröffnung

    2023

  • Ort

    Bern

  • Kunde

    Museum für Kommunikation

  • Leistungen

    PrototypingSystementwicklungSoftwareentwicklungSystemintegrationKoordinationElektronikentwicklungInteraktionsentwicklungControllingMedientechnische Planung

  • Fotos & Video Footage

    Fotos © Laurids Jensen und Museum für Kommunikation

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