Dem Blick begegnen

Die Installation von Herzog & de Meuron und Ai Weiwei Studio in der Park Avenue Armory machte Überwachung sichtbar

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Kontext

«Hansel & Gretel» ist eine raumgreifende, interaktive Auftragsarbeit für die Räumlichkeiten der Park Avenue Armory, New York City. Sie thematisiert die Überwachung in öffentlichen Räumen. Entworfen wurde «Hansel & Gretel» von Ai Weiwei zusammen mit Jacques Herzog und Pierre de Meuron. iart unterstützte Herzog & de Meuron bei der Entwicklung der Bespielung der Halle, entwickelte die Tracking-Technologie und war verantwortlich für die Umsetzung und Integration des Systems. Die Park Avenue Armory ist ein ehemaliges Militärgebäude. Dessen Halle misst 5100m² und hat eine Deckenhöhe von 25 Metern.

Um was geht's?

«Hansel & Gretel» oszilliert zwischen Architektur und Kunst bei seiner Erkundung der Wahrnehmung von Raum und dem Fragen nach dem Status von öffentlichem Raum im Kontext alltäglicher Überwachung. Der Titel nimmt Bezug auf das Grimm'sche Märchen, in dem ein Geschwisterpaar im Wald verloren geht – an einem Ort, der ihnen eigentlich vertraut ist. Der Eingang zur Installation ist eine unscheinbare Seitentüre, von der ein enger, dunkler werdender Gang die Besucher in die fast vollständig in Dunkelheit gehüllte Halle führt. Dort schwirren Drohnen über den Köpfen der Besucher, deren Bewegungen verfolgt und an grosse Screens im Armory Head House übertragen werden.

Überblick

  • Wade Thompson Drill Hall: 5100m²
  • Drohnen fliegen über den Köpfen
  • Überwachungsbilder in Realtime
  • 56 Beamer projizieren sie zurück auf den Boden
  • Besucher können mit ihren digitalen Abdrücken spielen

Dezentrales Überwachungssystem

Alle Besucher werden von einem raumgreifenden, dezentralen und interaktiven Überwachungssystem erfasst, das von iart mitkonzipiert, entwickelt und umgesetzt wurde. 56 Projektoren, jeder mit einer eigenen «iart tracker unit» ausgestattet, verfolgen die Besucher in der Halle, nehmen deren Bewegungen auf, transformieren die Aufnahmen mit eigens entwickelter Software und senden sie an den Projektor zurück. Bilder der Besucher werden von oben in Echtzeit auf den gewölbten Boden der Hall projiziert. Die Bewegungen der Besucher werden von roten Rechtecken umschlossen, ihrem Weg durch die Halle folgen orthogonale weisse Linien – fast eine digitale Entsprechung der Brotkrumen von Hänsel und Gretel. Die Besucher werden integraler Teil des Kunstwerks mittels ihrer Interaktionen mit dem Überwachungssystem: Der bedrohlichen Ausgangslage begegnen sie teils mit spielerischen Versuchen, die digitalen Schatten als Gestaltungselement zu nutzen – das Selfie im überwachten Raum als Rückeroberung des eigenen Abbilds.

Speziell entwickelte Hard- und Software

Hardware und Software der zentralen Projektion wurden von iart entwickelt und umgesetzt. Die Projektionsfläche beträgt insgesamt 12360x7850 Pixel, jeder der 56 Projektoren arbeitet unabhängig in einem dezentralen Verbund, um grösstmögliche Flexibilität zu sichern. IR-Emitter stellen sicher, dass die Infrarotkameras in der fast komplett dunklen Halle Bilder der Besucher erfassen können. Über mehrere Iterationen hinweg wurde eine adaptive Software entwickelt, mittels derer Personen erfasst, ihre Bewegungen verfolgt und schliesslich ihre «digitalen Schatten» projiziert werden können.

  • Eröffnung

    2017

  • Ort

    New York City

  • Kunde

    Park Avenue Armory

  • Partner

    Ai Weiwei StudioHerzog & de Meuron

  • Leistungen

    FachplanungPrototypingSystementwicklungSoftwareentwicklungSystemintegrationMechanikentwicklungInteraktionsdesign

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